Aoos - Der schwerste Fluß Griechenlands
21.05.2011 von Jochen aus Magdeburg
Wir hatten gestern nicht nur Vassili kennengelernt, sondern auch den Präsidenten des hiesigen Kanuclubs. Diesen hatte ich ganz ke k gefragt, ob er nicht einen Local wüsste, der morgen mit mir die untere Aoos-Schlucht Paddeln würde. Kein Problem- er würde sich darum kümmern und wir wollten am Abend nochmals telefonieren.
Nach dem wunderbaren Voidomatistag rief ich dann nach dem Abendessen an. Ein kurzes Gespräch- morgen um Drei an der alten Brücke in Konitza-dort wo die Slalomboote liegen.
Wunderbar- es sollte also klappen. Im Greco schreibt man zwar von 5 bis 6 Stunden Fahrzeit und Schwierigkeiten bis zur Unfahrbarkeit- aber mit einem Local-Guide geht es bestimmt viel schneller...
Selig schlafe ich ein...
Wir treffen uns um drei, wie verabredet. Unser Guide kennt die Schlucht wie seine Westentasche und versichert uns, dass wir höchstens 3 Stunden brauchen. Boote umladen- hoch zur Einstiegsbrücke fahren- alles geht rasend schnell. Um vier schliessen wir schon die Spritzdecken...
Es geht auf herrlichem WW 3 los- unser Guide fährt wie auf Schienen- Stefan und ich immer hinterher. Die Schwierigkeiten steigern sich. Eine 4er-Stelle folgt der Nächsten. Mittlerweile fahre ich wie in Trance. Erinnerungen an das Abfahrtsrennen mit Picco durch die Tavignano-Schlucht werden wach. Ich Sitze seit sechs Wochen ununterbrochen im Kajak und bin in der Form meines Lebens. Wir boofen über drei Meter hohe Stufen, kämpfen uns durch wuchtige Katarakte, tauchen durch fette Walzen und rollen. Ein ums andere Mal. Mittlerweile Paddeln wir im 5. Grad und umtraten haben wir noch gar nichts. Komisch-der Greco schreibt doch von mindestens drei Umtragungen...
Unser Guide fährt alles per "langem Hals". Ausgestiegen wurde noch nicht. Plötzlich passiert es: Ich versammele den finalen Boofschlag und stürze senkrecht eine Zweimeterstufe hinunter. Noch auf der Abrisskante sehe ich das brodelnde Inferno unter mir. Ich denke nur noch: Sch... Ich werde abgesaugt und aufgemischt wie noch nie vorher. Beim Versuch zu rollen reisst es mir das Paddel aus der Hand. Ich will mein Boot verlassen- aber es geht nicht. Ich bin wie festgenagelt im Kajak, erreiche die Schlaufe der Spritzdecken nicht- ich kann nichts tun und die Luft wird immer knapper. Heute ist der 21. Mai - der Geburtstag meiner Mutter. Das ist doch kein guter Tag zum Sterben, denke ich noch, als der Klingelton meines Handys mich aus meinem Aoos-Traum reisst...