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Fahren wie Mädchen, trinken wie Männer

24.08.2011 von Steffi aus Köln

Was ich bei Anfahrt zunächst von den Julischen Alpen sehe ist unglaublich schön und die Spannung steigt. Auf dem Camp angekommen treffen wir auf die Gruppe der Vorwoche, erstes Frühstück im Camp und wir lauschen gespannt den Berichten der anderen Teilnehmer. Alle erzählen von Muskelkater nach dem ersten Tag auf dem See, und dass wir den Mut nicht verlieren sollen – na das lässt ja hoffen.

Dann kämpfe ich erstmal mit dem Zelt, nicht weil ich zu blöd bin es aufzubauen, sondern zu blöd, vorher zu checken ob alle Stangen da sind, mit zu wenig Material gestaltet sich das schwierig, aber im Ersatzzelt liegt schließlich die Lösung griffbereit. Das Zelt steht, wir genießen die Kühle der Koritnica und die Ruhe vor dem Sturm.

Abends gibt’s einen kleinen Fußmarsch der in einem kleinem Lokal endet – erstmal ordentlich essen, die nächsten tage werden bestimmt anstrengend.

 

Dann, am nächsten Tag ist es für uns soweit - Neo anprobieren, Paddeljacke, Boot... Die Paddeljacke mit Verstärkungen an Schultern und Ellenbogen bekomme ich mit den Worten gereicht, dass man ja anfangs öfter mal an Steinen vorbeischrabt - der nächste Hoffnungsschimmer.Als Bott bekommich einen Lettmann Bullett verpasst.

Dann fahren wir mit dem Kajakchallange-Geschoss zu einem seeähnlichen Abschnitt der Soca nahe Tolmin. Ich schaue den Anderen bei der Aussteigeübung nach dem kentern zu und zugegebener Maßen wird mir etwas mulmig. Dann bin ich an der Reihe und darf ersteinmal verinnerlichen, dass in Ruhe alles besser geht und man nicht in einer halben Sekunde bis drei zählen kann, also noch einmal und beim vierten mal klappt es dann auch und das Boot ist auch direkt neben mir und nicht meterweit entfernt.

Dann paddeln wir los, doch trotz dem gutgemeintem Rat, doch einfach dahin zu paddeln wo man hin will, fühle ich mich anfangs mehr wie eine linksdrehende Joghurtkultur. Ganz schön viel auf einmal, aber ich freue mich später über jede paar Meter, die ich fahre ohne rumzukreiseln, zwischendurch vergesse ich, dass es auch Grundschläge gibt.

Ein lustiges Kanu-Polo bildet den Abschluss und eigentlich war álles garnicht so schlimm und Muskelkater hab ich auch nicht.

Mit Forellen vom Grill und Bierchen in geselliger Runde und einem tollen Sternenhimmel über uns neigt sich der Tag dem Ende und voller Vorfreude und Spannung auf den nächsten Tag schlafe ich ein.

Am nächsten Tag folgt erstmal eine der lustigsten Theorieeinheiten, die ich je hatte. Anhand von Schlümpfen in Booten wird uns äußerst anschaulich erklärt, was wo und wie in der Strömung passiert und wie wichtig, bei allem was man tut, ein souveräner Gesichtsausdruck ist, immer lächeln und winken, denn fotografierende Japaner sind überall. Theoretisch ist alles klar.

Dann geht’s los auf leichtes Wildwasser und die ersten Anläufe das Gelernte in die Praxis umzusetzen enden mit Schwimmen und Boot auslehren.

Gekonnt treibe ich nach dem Kentern am Rest der Gruppe vorbei und lande ein Kehrwasser weiter, ganz allein. Kein Stöni in Sicht, konsequente Selbstrettung nennt er das - also allein raus da und beim Flussaufwärts paddeln Grundschläge üben. Selbstrettung klappt schonmal, also nächster Versuch, mal klappts, mal nicht und so geht das Spielchen eine Weile hin und her.

Mittlerweile bin ich sogar beim kentern entspannt und senniere erstmal unter Wasser, woran es denn jetzt gelegen hat, bis ich feststelle – joah, ich könnt ja mal die Spritzdecke abziehen und aussteigen, da war ja noch was...

Viel gelernt an diesem Tag und unglaublich viel Spaß gehabt, mit und ohne Sportgerät. Abends hört der Spaß nicht auf, alle Leute hier sind super nett, Dennis unterhält uns wiedermal gekonnt mit nicht jugendfreien Liedern am Lagerfeuer und der Slibo geht durch die Runde.

 

Am dritten Tag geht’s dann auf Wildwasser 1-2, wieder schöne Stellen zum üben, der frauenschlucker hält sich bei dem Wasserstand zurück und auch wenn ich kannte wie ein Mädchen, schaffe ich es immer wieder mich irgendwie rüberzuschlingeln, ohne den Fluss von unten zu sehen. Schön is anders, aber das Bootsgefühl wird langsam besser und kleine Erfolgserlebnisse zeichnen sich ab.

An der nächsten Übunsstelle sage ich dann auch wieder den Fischen Guten Tag. Nach so viel üben haben wir uns etwas Spaß verdient und ab geht’s auf den Soca-Schwall. Es stärkt mein Selbstbewusstsein ungemein, dass ich in guter Linie da durch komme und es unserem besten Fahrer mehrmals an nem Stein aus der Kurve haut, oder ist das jetz gemein?

Nundenn gibt’s nach diesem Fahrspaß noch eine lustiges Fahrspielchen auf dem Süllrand sitzend und mit den Worten „Das macht ihr doch nur zur Belustigung der Guides“ verlier ich auch schon das Gleichgewicht.

Stöni schüttelt nur grinsend den Kopf und ich freue mich schon aufs gekühlte Bier und den freien Tag morgen. Und wenn wir schon fahren wie Mädchen können wir wenigstens trinken wie Männer. Und mit einem Prost auf die alte Soca neigt sich auch dieser Tag am Lagerfeuer sitzend dem Ende!

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