Kajakchallenge 2011 – Tag 1 in Prutz
Heute morgen war es endlich so weit. Neben uns rauschte der Inn und die Stimmung ist gut. Mit sechs Teilnehmern hat unsere Gruppe geradezu die Idealgröße. Gepaddelt sind wir auch alle schon mal. Aber noch nicht auf dem Inn und den Flüssen der näheren Umgebung . Wie alle Kajakbegeisterten haben wir schon viel vom Wuchtwasser auf dem Inn, der Imster Schlucht und der Ötz gehört und gelesen
Nach einer eingehenden Einführung wurde das in großer Vielfalt vorhandene Testmaterial verteilt. Der Kajakchallenge- truck sieht nicht nur imposant aus. Er enthält auch eine große Anzahl unterschiedlichster Utensilien, die man zum Paddeln braucht. Das Sortiment reicht vom Boot bis zu allen erdenklichen Bekleidungselementen. Obwohl die meisten von uns mit eigenem Equipment angereist sind, nutzte am Ende fast jeder die Möglichkeit, sich mit dem einen oder anderen Ausrüstungsgegenstand einzudecken. Ich entschied mich für eine neue Trockenjacke, da das eigene Modell Auflösungserscheinungen zeigt. Ein neuer Helm mit Ohrenschützern wäre auch nicht schlecht, aber morgen ist auch noch ein Tag.
Picco hat versprochen, dass er uns heute noch nicht überfordern wolle. Wir sind gespannt. Der Kajakchallenge-truck klingt auch ziemlich beeindruckend. Diverse kleinere Kinder auf dem Campingplatz flüchteten in die Arme ihrer Eltern, während wir vom Platz rollen. Unser Ziel ist der Zusammenfluss von Sanna und Inn in Landeck, einem lebhaften Städtchen, über dessen Erscheinungsbild man geteilter Meinung sein kann. Während der Truck zur Ausstiegstelle flussabwärts rollte, beäugte der Teil der Mannschaft, der nicht mit Umsetzen beschäftigt war, Sanna und Inn. Erstere erscheint imposanter, wohl auch, weil sie auf den letzten Metern über ein Blockwurfwehr in einen Schwall mündet. Die klare Mehrheit entschied sich für die sichere Variante und den Einstieg unterhalb des Schwalls.
Wir versammelten uns auf einer Kiesbank und harrten der Dinge, die kommen sollen. Picco animierte uns dazu, im Auslauf des Schwalles Kehrwasserfahren und Traversieren zu üben. Natürlich will er bei dieser Gelegenheit auch unsere „Paddelkünste“ sehen. Schon nach kurzer Zeit sah sich der ein oder andere gezwungen, die Kenterrolle zu demonstrieren. Der Fluss half uns gerne dabei, etwaige Hemmungen zu überwinden. Ich durfte zweimal ran, blieb dank der geliehenen Trockenjacke aber bemerkenswert trocken. So kalt war das Wasser auch nicht.
Nachdem Picco genug gesehen hatte, bewegten wir uns flussabwärts auf dem Inn. Der Wasserstand arbeitete für diejenigen unter uns, die sich noch nicht als Wuchtwasserbrummen und/oder Walzenspezialisten verstehen. Von „Wuchtwasser“ hatten wir wahrscheinlich eine etwas andere Vorstellung. Aber so blieb genügend Zeit, die grandiose Landschaft zu bewundern und an diversen Spielstellen verschiedene Techniken zu üben. Der Fluss durchquert ein weitgehend offenes Tal mit vereinzelten Felsen, die im Flusslauf auftauchen. Letztere laden zu intelligentem Kehrwasserversatz ein – haben wir im letzten Jahr bei einem Kurs der Essener Kanuschule geübt. Es scheint was hängen geblieben zu sein.
Irgendwann tauchten am rechten Ufer der Truck auf. Am Himmel dräuten tief hängende Wolken. Kurz nachdem wir die Ausrüstung verladen hatten, prasselte heftiger Gewitterregen von Himmel. Auch auf dem Campingplatz begann es pünktlich zum Abendessen zu regnen. Aber dank des Küchenzeltes sassen wir im Trockenen und lauschten auf das Prasseln des Regens auf dem Zeltdach. Morgen wollen wir je nach Wasserstand einen Abschnitt des Inn im Engadin erkunden.
juergen