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Kulturschock an der Kroatischen Küste

06.06.2011 von Mareike aus München

Der Kajaker - in freier Wildbahn - stinkt im Allgemeinen. Dies ist nicht von der Hand zu weisen.

In einer Paddelpause erzählte uns Stöni eindrucksvoll den Ursprung des Gestankes. Dieser kommt von den vergammelten Fleischresten des eigenen Körpers z.B. in den Neoprenschuhen. Irgendwie war der Müsliriegel danach noch trockener und schwerer zu schlucken, als sonst. Dennoch ist es doch genau diese hart erkämpfe Freiheit, na ja man kann es auch Körpergeruch nennen, die einen vom Otto-Normal-Touristen unterscheidet. Seid ehrlich, darauf sind wir doch auch stolz. Denn geringen Prozentsatz, der einfach zu faul ist sich zu waschen unterschlage ich jetzt einfach. Mit dieser Einleitung im Hinterkopf, stellen wir uns nun einfach die Horde der Kajakchallenge vor, die auf einem Campingplatz an der touristisch erschlossenen kroatische Küste aufschlägt. 

Nachdem wir die warmen Duschen, die geflieste Abwaschecke und die begradigten Camping-Terassen gesehen haben, freuen wir uns einfach nur das Meer zu sehen. Es riecht nach Salz,wir holen tief Luft, machen uns nackig und springen ins wunderbar warme Meer.

Zwischendurch-P.S.: Entschuldigt den blumigen Erzählstil, ich habe schon ein wenig Rotwein getrunken.

Nachdem das Bad im Meer uns wieder Salonfähig gemacht hat, beschließen wir heute faul zu sein, die Küche bleibt kalt, wir gehen essen. Der Campingplatz hat ein Restaurant und um dem Grundsatz der Faulheit gerecht zu werden, ok auch um den Heimweg mit Alkohol im Blut zu bewerkstelligen, nehmen wir Platz. Wir haben Gesellschaft einer deutschen Silberhochzeit, die uns gleich zu Begrüßung eine interessante Torte mit Meerjungfrauen-Dekor in die Hände drückt. Es sollen Schnäpse folgen, die unsere vom Qualitäts-Bauern-Raki verwöhnte Rachen-Haare aufstellen lässt. Das eine oder andere Glas wandert anstatt in den Mund unter den Tisch, nur René ist begeistert vom Cherry-Likör. Der eigentliche Schmerzfaktor des Abends ist allerdings die Band. Drei mit Gitarre, Ukulele und Geige ausgestattet Bosnier in blau-weiß (maritim?) gesteiften T-Shirts verleihen deutschen Ohrwürmern einen auländisch-bosnischen Charakter, ganz tief in die Schnulz-Tüte gegriffen. Die Silberhochzeit klatscht begeistert, macht Fotos, Christian wechselt je nach Bandstandort den Sitzplatz. Irgendwie sitzen die Helden der Flüsse hier und sehen irgendwie kleiner aus, fehl am Platz, ratlos, feierfreudig, aber feiergehemmt, schwer zu beschreiben. Vielleicht ist es einfach die harte Wahrheit des Tourismus mit all seiner Flunkerei, die uns verwirrt. Was haben wir kennengelernt? Vielleicht ist es das übernachten neben der Straße im Nirgendwo, genau da wo man müde ist. Vielleicht ist es der kleine Junge, den wir als Anhalter mitgenommen haben und der mit stolz geschwellter Brust vor der Dorfkneipe ausgestiegen ist.  Das Pantomime Theater zwischen Verkäuferin eines Straßenstandes und uns über eine Bierkiste und evtl. anfallendes Pfand war filmreif. Die Gewissheit, dass Raki auch schon morgens auf dem Speiseplan mancher Menschen steht.  Der Raftguide, der sich selber das Paddeln beigebracht hat und Tipps und wie ein Schwamm aufsaugt. Auch wenn wir das Land anders kennengelernt habe wie die Silberhochzeit, habe auch wir nur Eindrücke gesammelt. Na ja und auf jeden Fall können wir behaupten richtigen Raki getrunken zu habe, das ist doch schon auch mal was!

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